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Die 24-jährige Marie-Thérèse Kaiser ist für die AfD in Niedersachsen aktiv. Im Tagesstimme-Interview spricht sie über ihren Weg zur AfD, berufliche Nachteile und linksextreme Angriffe. Außerdem erklärt sie, warum sie Solidarität innerhalb des rechten Lagers für wichtig hält.
Marie-Thérèse Kaiser: Die Fehlentscheidungen von Frau Merkel frustrierten mich, wie viele andere auch, immer mehr und gipfelten in der Grenzöffnung 2015, welche für mich zum Schlüsselerlebnis wurde. Circa ein Jahr vor der Bundestagswahl 2017 begann ich dann, mich intensiv mit Parteiprogrammen und politischer Theorie zu befassen. Das war auch eine Art „Selbstfindungsprozess“. Mein Vater war es, der mir zum ersten Mal von einer „relativ neuen, eurokritischen Partei“ erzählte. In den Positionen der AfD fand ich mich und meine Ansichten direkt wieder. Die mediale Berichterstattung machte mich zudem neugierig. „Nazis“? Davon wollte ich mir selbst ein Bild machen. So besuchte ich im Herbst 2017 eine Veranstaltung mit Dr. Alexander Gauland und Dr. Bernd Baumann und wurde vom Gegenteil überzeugt. Noch am selben Abend stellte ich meinen Antrag auf Mitgliedschaft in der einzigen Alternative für Deutschland. Seit dem bereue ich diesen Schritt keine einzige Sekunde.
Kaiser: Das Fachwissen der beiden Hauptredner und ihr Sinn dafür, Zusammenhänge zu verstehen, haben mich beeindruckt. Um Politik für die Zukunft gestalten zu können, sollte man sich auch mit der Vergangenheit befassen. Sowohl Dr. Gauland als auch Dr. Baumann sind geschichtlich überdurchschnittlich gebildet und konnten gleichermaßen durch ihr Allgemeinwissen überzeugen. Ihre ruhige und gelassene Art rundete dieses Bild ab. Die beiden wirkten insgesamt sehr staatsmännisch auf mich. Der Blick ins Publikum überzeugte mich ebenfalls. Der überwiegende Teil bestand aus Männern und Frauen, die meine Großeltern hätten sein können. Ich kam mit einigen von ihnen ins Gespräch und es stellte sich schnell heraus, dass sie sich um die Zukunft ihrer Enkel sorgten. Alle Veranstaltungsteilnehmer waren friedlich. Viele hatten Angst davor, dass in Deutschland wieder ein totalitäres System herrschen könnte und um das zu vermeiden, kamen sie zur AfD.
Kaiser: Die Strukturen in der CDU und auch in ihrer Jugendorganisation sind meiner Erfahrung nach sehr festgefahren. Man kann nur bedingt Einfluss nehmen. Die Hierarchien stehen fest. Bei der AfD hingegen geht es oft zwar noch etwas unstrukturierter zu, jedoch hat man dadurch auch die Möglichkeit, aktiv etwas zu bewirken. Jeder spricht mit jedem und kann Ideen einbringen. Die Jugend wird besonders mit einbezogen. Insbesondere das basisdemokratische Modell gefällt mir in der AfD gut. Jede Stimme zählt und kann ausschlaggebend für die Richtung der Partei sein.
Kaiser: Die AfD ist nicht nur die einzige Alternative im deutschen Parteiensystem, sondern sie ist meiner Meinung nach auch die letzte Option für einen friedlichen, demokratischen Wandel. Ein Auseinanderbrechen der AfD würde dieses Potenzial verspielen. Die Zeit für eine neue Partei bleibt nicht. Zumal Probleme wie beispielsweise die mögliche Beobachtung durch den politisch instrumentalisierten Verfassungsschutz immer wieder auftreten würden, sofern man denn richtige Oppositionsarbeit leistet.
Kaiser: An dieser Stelle muss ich einmal betonen, dass ich mich gezwungenermaßen natürlich an die Unvereinbarkeitsliste der Partei halte. Diese ist so von der Mehrheit der Mitglieder beschlossen und das respektiere ich, auch wenn ich selbst einige Kritikpunkte sehe. Die Nähe zu Bürgerbewegungen und dem politischen Vorfeld allgemein, ist aber in meinen Augen notwendig, um volksnahe, bodenständige Politik zu gestalten. Ich erinnere mich oft an ein Zitat des „Compact“-Chefredakteurs, Jürgen Elsässer: „Fünf Finger ergeben eine Faust.“ Und genau so ist es! Gemeinsam sind wir stark und letztendlich sitzen wir auch alle im selben Boot im Kampf gegen das Establishment. Gerade im patriotischen Lager ist Solidarität das Gebot der Stunde. Wie weit diese Solidarität gehen sollte, darüber scheiden sich die Geister innerhalb der Partei.
Kaiser: Nach meinem Gastauftritt bei „Laut gedacht“ wurde ich für ein eigenes Format für „Ein Prozent“ angefragt. Das Konzept hat mich sofort überzeugt und die Arbeit mit „Ein Prozent“ verläuft sehr professionell. Wir schaffen es meistens, an einem Tag mehrere Folgen zu drehen, die dann nach und nach erscheinen. Zurzeit wird einmal im Monat eine Folge auf YouTube veröffentlicht.
Kaiser: Heimliche Unterstützer gibt es viele. Leider trauen sich die meisten Bürger nicht, offen zu ihrer Wahlentscheidung zu stehen, da sie mit Repressionen rechnen müssen. Ich kann das gut nachvollziehen, da es mir selbst da auch nicht anders erging. Im Studium wurde ich sozial isoliert und vom Hochschulpräsidium zu einem Gespräch über „Werte und Moral“ vorgeladen. Die unterschwellige Drohung der Exmatrikulation stand im Raum.
Mein politisches Engagement wurde auch bei Bewerbungsgesprächen im Anschluss an mein Studium immer wieder zum Thema gemacht und man hat versucht, mich vor die Wahl zu stellen: Politisches Ehrenamt oder aussichtsreiche Karriere im Management. Modelagenturen haben mir gekündigt, Fotografen wollten nicht mehr mit mir zusammenarbeiten. Diese Erzählungen wirken abschreckend und dadurch ist es auch schwieriger für die AfD, neue Mitglieder zu gewinnen. Dennoch möchte ich Mut machen, denn je mehr wir werden, desto eher wird es auch eine gesellschaftliche Akzeptanz geben. Ein breites Netzwerk bietet berufliche Sicherheit und man knüpft neue soziale Kontakte.
Kaiser: Natürlich sitzt der Schock da erstmal tief. Der Angriff auf mein Elternhaus stellt rational betrachtet nun aber lediglich die nächste Eskalationsstufe dar und zeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Diese Gewalttaten sind eine logische Konsequenz der öffentlichen Meinungsmache durch die Etablierten gegen uns, den politischen Gegner. Sie sind auch eine Folge der überwiegend tendenziösen Berichterstattung in den Medien.
Leider muss ich sagen, dass dieser Anschlag folglich absehbar war. Ich erhielt bereits in der Vergangenheit üble Nachrichten mit Morddrohungen und Vergewaltigungsfantasien, doch die Strafanzeigen wurden bislang allesamt durch die Staatsanwaltschaft eingestellt. Im Rahmen des Kommunalwahlkampfes in Nordrhein-Westfalen 2020 hat ein junger Mann mit einem Messer auf ein Foto von mir eingestochen. Er hat sich dabei filmen lassen und das Video der Tat anschließend ins Internet gestellt. Zu sehen, dass dies frei von jedweder Hemmung und anscheinend auch ohne die Befürchtung, eine Strafe zu erhalten, geschieht, ist durchaus beunruhigend. Ich werde mich dadurch aber nicht beirren lassen. Den familiären Rückhalt habe ich dankbarerweise sicher.
Kaiser: Man wird es nie allen recht machen können und das sollte man auch gar nicht versuchen. Authentizität ist hierbei wohl gerade in der Politik das wichtigste Stichwort. Viel zu oft misse ich Geradlinigkeit. Die selbsternannten Feministinnen sind es, die mir am häufigsten mit Vorurteilen wie „hübsch und dumm“ begegnen oder mich dafür verurteilen, dass ich die klassischen Geschlechterrollen nicht ablehne. Meine Beweggründe interessieren dabei gar nicht. Das ist die übliche Doppelmoral, die einem immer wieder im politischen Alltag begegnet.
Kaiser: Wir befinden uns momentan tatsächlich in einer brisanten Zeit, die zum Wendepunkt in der Geschichte werden könnte. Wohin die Reise geht, wird sich zeigen, aber wir sollten alle wachsam sein. Der gesellschaftliche Zusammenhalt und auch die Einigkeit der AfD sind wichtiger denn je. Es müssen neue Brücken geschlagen werden. Mir liegt ein konstruktives Miteinander sehr am Herzen. Qualität kann nur durch objektive Maßstäbe erreicht werden, deshalb kommt es für mich persönlich auf den einzelnen Charakter an. Partei- und Lagerzugehörigkeiten sind in erster Linie irrelevant, um miteinander in einen sachlichen Dialog zu treten.
Über die Interviewpartnerin:
Marie-Thérèse Kaiser ( Jahrgang 1996) ist Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Rottenburg (Wümme) und Beisitzerin im Landesvorstand der AfD Niedersachsen.